Alois Achatz – Renate Höning "Gewachsenes"
Inspiriert vom Wachsen und Werden, mäandernden Strukturen und dem Rhythmus der Natur, haben Alois Achatz und Renate Höning in ihren neusten Werkzyklen unterschiedliche Bildsprachen und Techniken entwickelt, die sie unter dem Titel „Gewachsenes“ vom 19. März bis 7. Mai 2023 in der Städtischen Galerie Cordonhaus Cham, in einer umfangreichen Doppelschau präsentieren.
Mit der Technik der Heliogravüre hat der Bildhauer, Grafiker und Objektkünstler Alois Achatz (*1964 Kaikenried) ein Medium gefunden, dem Verfahren der Fotografie durch das Drucken zuvor geätzter Kupferplatten eine andere Ebene zu geben. Besonders die sensiblen Abstufungen verschiedener Grautöne und die erkennbare Oberflächenstruktur des Papiers verleihen den statischen Objekten im Bild lebendigen Ausdruck. Wälder, Baumstämme und Berglandschaften wirken wie aus der Zeit gefallen, die Konzentration des Betrachters wird auf Details, Lichtsituationen und sich zu abstrakten Formationen bildenden Strukturen gelenkt. Aus Konstellationen von Ästen, Blättern und Nadeln entsteht durch die Perspektive des Künstlers eine Fülle an Formationen aus Bewegung und Rhythmus aber auch eine Dokumentation kleiner Sensationen der Natur, die Alois Achatz durch stetiges Beobachten herauskristallisiert. Durch die Reduktion der Bildsprache strahlen die Werke Ruhe aus und bieten in einer Zeit medialer Bilderflut Orte der Entschleunigung.
Renate Höning (*1958 Kötzting) zählt zu den Künstleri*nnen, die schon lange vor der aktuellen Wiederentdeckung textiler Kunst, ihre Werke genäht, gestickt und gehäkelt hat - ohne sich jedoch der gängigen Praxis dieser Techniken zu unterwerfen. Als „Punk“ in der Handarbeit titelte bereits 2011 ein Katlogbeitrag zu ihrem Werk. Objekte aus Draht gewannen durch einen Wechsel von stark verdichteten zu locker zusammengefügten Strukturen abstrakte Formfindungen, feingliedrig und leicht schwebten die Gebilde im Raum. In parallel dazu entstanden Papierarbeiten entwickelte Renate Höning ein Formenrepertoire, das sich mimetisch an die raumgreifenden Bewegungsrhythmen annähert und permanent von der Fläche in den Raum drängt und die haptische Wahrnehmung des Betrachters anspricht. Ihre neusten Werkgruppen transformieren diesen Prozess durch Schichtungen, Verhüllungen und Verdunklungen. Gewachste Papiere werden collagiert, bemalt, perforiert übereinander genäht, so dass die Wachsschicht die Kompositionen mit einem gelblichen Schimmer überformt. Nur Teile der darunterliegenden Ebenen bleiben „sichtbar“ - so auch der Titel der neusten Serie.
Je nach Blickwinkel, Distanz oder Dauer der Betrachtung ergeben sich in den Arbeiten von Alois Achatz und Renate Höning Bilder zwischen Illusion und Wirklichkeit, poetische Inszenierungen aus dem Repertoire der Natur und Kontextverschiebungen, die zum Nachdenken anregen.
Plakat zur Ausstellung “Alois Achatz - Renate Höning. Gewachsenes“